Am 13. August 1859 zeigte der Schlossermeister Gottfried Polysius an, dass er in Dessau, Lange Gasse 12, einen Handwerksbetrieb eröffnet hat. Aus der kleinen Werkstatt entwickelt sich schnell eine erfolgreiche Eisengießerei und Maschinenfabrik. Nach Jahren erfolgreicher kleinbetrieblicher Tätigkeit konnte die Firma Polysius 1870 die Maschinenfabrik Beckmann & Gebhardt erwerben. Dieses Grundstück gehört heute noch zum Territorium des traditionsreichen Industriestandortes im Zentrum Anhalts und wird „Altes Werk“ genannt.
Mit dieser Erweiterung war die materielle Basis für die Entfaltung zum Großbetrieb geschaffen. 1890 liefert die G. Polysius Eisengießerei und Maschinenfabrik bereits 70 Mahlgänge, unter anderem in die Schweiz und nach England. 1898 erfolgte die Inbetriebnahme des ersten brauchbaren Drehofens der Firma. Nachdem 1904 die Brennöfen Bauanstalt Hamburg übernommen wurde, war auch der Schritt zur Spezialfirma vollzogen.
Nur kurze Zeit später präsentieren die Söhne Max und Otto des Firmengründers Dessauer Maschinenprodukte auf der Weltausstellung in Chicago. Es ist der Durchbruch zur Weltfirma.
Das neue Jahrhundert startet für die Firma G. Polysius mit einer glänzenden Auftragslage. Ein zweites Werk (Brauereistraße 13) mit direktem Anschluss an die Eisenbahn wird gebaut. Insgesamt sind jetzt fast 400 Arbeiter beschäftigt. 1907 wird die erste komplette Zementfabrik nach Ägypten geliefert. Ein Jahr später folgt China.
Die anfänglichen Erfolge bestärkten die Unternehmensleitung, das Produktionsprogramm ständig um neue Ausrüstungen für die Zementherstellung zu erweitern oder bestehende Anlagenbereiche zu verbessern.
Ende der 1920er Jahre entwickelte Georg Lellep zusammen mit seinem Mitarbeiter Bernd Helming unter dem Namen LEPOL® ein Verfahren, das die herkömmliche Zementherstellung revolutionierte. LEPOL® erschloss einen deutlich besseren Zement-Brennprozess im Drehofen und reduzierte den Brennstoffverbrauch um ein Drittel.
In diesem Zeitraum bekommen Max und Otto Polysius tatkräftige Unterstützung. Ihre Söhne Otto, Gustav, Walter und Gottfried Karl Polysius treten in die Firma ein. Am 01.07.1928 wird die Offene Handelsgesellschaft in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
Der weitere Entwicklungsweg war gekennzeichnet vom Aufbau der weltweiten Kundenbeziehungen und der ständigen Vervollkommnung maschinentechnischer Lösungen und des technologischen Gesamtprozesses. Zahlreiche Patente legen davon Zeugnis ab.
Nach dem Zusammenbruch der Hitler-Diktatur wurde das Familienunternehmen in Dessau 1946 von den sowjetischen Besatzungsbehörden enteignet.
Gleich nach Beendigung des 2. Weltkrieges bemühten sich Arbeiter und Ingenieure, den fast völlig zerstörten Betrieb wieder aufzubauen. Alle Werksteile wurde der Sowjetischen Staatlichen Aktiengesellschaft (SAG) angegliedert. Dann mussten die produzierten, kompletten Zementanlagen zunächst einige Jahre als Reparationsleistungen in die Sowjetunion geliefert werden.
Seit dem 1.September 1957 firmierte der Anlagenbauer unter der Bezeichnung VEB Zementanlagenbau Dessau und wurde später in das DDR-Schwermaschinenbaukombinat SKET eingegliedert. In diesen Zeitraum lagen die Einführungen der verfahrenstechnischen Weiterentwicklungen aus dem Nass- zum Halbtrocken- und Trockenverfahren zur Herstellung von Zement, die ebenfalls von Dessau aus gemeistert wurden.
Zwischen dem Ende des 2. Weltkrieges bis zur deutschen Wiedervereinigung wurden gut 350 Anlagen produziert und weltweit geliefert. ZAB hatte als Marke einen sehr guten Ruf.
Mit Übernahme der Gesellschaftsaktivitäten der Zementanlagen- und Maschinenbau GmbH Dessau durch die KHD HUMBOLDT WEDAG AG entstand 1993 als Tochtergesellschaft die HUMBOLDT WEDAG ZAB GmbH.